Festakt 20 Jahre POELLATH
Eröffnet wurde der Festakt von Andrea von Drygalski, Gründungspartnerin von POELLATH. Drygalski nutzte die Gelegenheit vor allem, um sich bei den zahlreichen Mandaten und Kollegen zu bedanken. Bei den Mandaten für ihr fortwährendes Vertrauen, das gemeinsame Wachstum und die gemeinsamen Erfolge. Bei den Kollegen aus allen Bereichen und Fachrichtungen, namentlich Vertretern aus der Wissenschaft und Lehre, aus den Ministerien und der Öffentlichen Hand, sowie bei ihren Partnern und den Mitarbeitern von POELLATH an allen Standorten für den stets konstruktiven Austausch.
Besonderer Dank galt aus diesem Anlass auch den anderen Gründungspartnern für ihre Idee einer kleinen Kanzlei unter dem Motto „exzellent, hands on, freundschaftlich“, insbesondere Herrn Reinhard Pöllath, dass er das „Venture mit den Jungen“ vor 20 Jahren gewagt hat.
„Führung und Fortführung von Unternehmen und Vermögen, darauf hat sich POELLATH konzentriert.“
Seine Jubiläumsrede hielt Professor Pöllath zum Thema „Unternehmen und Fortführung durch Nachfolge und Verkauf“. Er beschrieb Unternehmensfortführung als Teil des alltäglichen Vorgangs der Veränderung und des Kampfes gegen das Scheitern. Unternehmensfortführung verbinde Gegensätze, sei Kontinuität, Zusammenarbeit und schaffe Wert. Unternehmensfortführung bedeute aber auch Mühe, Zeit, Pein und Diskontinuität. Professor Pöllath stellte die unentgeltliche Nachfolge dem Unternehmensverkauf gegenüber und befasste sich mit den Problemen der Entscheider. Unternehmensfortführung brauche Beratung, damit die geschaffenen Werte nicht nur wechseln, sondern auch wachsen.
„20 Jahre Private Equity-Beratung - Drei Gesprächsrunden“
Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt von POELLATH liegt bereits seit der Gründung der Kanzlei im Herbst 1997 in der Beratung zu sämtlichen Rechts- und Steuerfragen im Zusammenhang mit der Gestaltung von Private Equity-Strukturen. Daran anknüpfend wurden im Rahmen von drei Gesprächsrunden aktuelle Entwicklungen und rechtliche Fragen aus der Private Equity-Beratung zur Diskussion gestellt.
„Mehr Geld heißt auch mehr Verantwortung.“
Seit jeher besteht eine Verbindung zwischen wirtschaftlicher Entfaltung und gesellschaftlicher Verantwortung. Aber auch die Verbindung zwischen Verantwortung und Beratung ist zunehmend durch die Medien in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Ein hochkarätiges Panel mit Vertretern aus verschiedenen Bereichen ging unter der Moderation von Professor Dieter Birk, ehemaliger Direktor des Instituts für Steuerrecht an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Frage nach, was gesellschaftliche Verantwortung in der Beratung heißt und diskutierte die Reichweite und die Grenzen der übergeordneten Verantwortung der Berater als Interessenvertreter der Mandanten.
Zunächst beginne Verantwortung jedoch beim Einzelnen, insbesondere bei sich selbst. Svea von Hehn, Diplompsychologin und Managementberaterin, hält in ihrem Vortrag „Kultur isst Strategie zum Frühstück - warum non-legal skills in einer digitalisierten Welt wichtiger werden“ zu einem bewussteren und achtsameren Umgang mit sich selbst an. Denn das zunehmende Tempo des Wandels, die Kultur der Digitalisierung und die damit einhergehende Arbeitsweise des Multitaskings führten zu Konzentrationsmangel und zur Einschaltung des Autopiloten, in dem das Gehirn nicht mehr bewusst gesteuert werde. Dies habe negative Implikationen auf die Entscheidungs-, Problemlöse- und Empathiefähigkeit. Allerdings könne dem mit Achtsamkeitstechniken, wie von Hehn anhand zweier Publikumsexperimente zeigte, und anderen non-legal skills entgegengewirkt und das Gehirn hin zur Konzentration, zum Bewusstsein und zum Ausbalancieren der Negativtendenzen trainiert werden.
Aus diesem Grund habe auch POELLATH vor 10 Jahren ein non-legal skills Programm etabliert, um junge Anwälte auch in nicht-fachlichen Themen, wie z.B. der Übernahme von Verantwortung und Führungsqualität, auszubilden, erläuterte Philip Schwarz van Berk, Partner bei POELLATH.
Allerdings sei bewusstes und rationales Denken zwar nötig, aber nicht hinreichend zur Lösung komplexer Probleme. Hierfür benötige es, so von Hehn, auch der emotionalen Intelligenz (sog. EQ) und Mitgefühl. Die aktuelle Kultur des Eigennutzes müsse sich in eine durch Mitgefühl geprägte „caring culture“ wandeln, die alle Menschen und auch die Umwelt in die Entscheidungen einbezieht, um den aktuellen globalen Problemen gerecht zu werden. Dies wiederum erfordere Führung, Lenkung und Beratung.
Dabei komme nicht nur der Politik, sondern auch den Organisationen, Unternehmen und Beratern eine Verantwortung bei der Beibehaltung grundlegender Werte zu. Führung müsse Wert und Werthaltigkeit haben, so Tobias Leipprand, Gründungsgeschäftsführer der LEAD Academy. Auch Brigitte Mohn, Unternehmerin, bestätigte, dass mehr denn je die Frage der Integrität und des ethischen Normgerüsts relevant sei. In einer globalisierten Welt sei es umso wichtiger, Führungspersönlichkeiten heranzuziehen, die nicht nur wissen, wie man Gewinnmaximierung und sog. Steuersparmodelle erarbeite, sondern auch, wie man einen Mehrwert schaffe, indem Verantwortung auch für die nächsten Generationen übernommen werde. Dies wiederum benötige Akzeptanz als Plus zur Regeleinhaltung, so Christine Hohmann-Dennhardt, ehemalige Richterin des Bundesverfassungsgerichts. Denn „legal“ und „legitim“ gingen nicht immer Hand in Hand und nicht alles, was gestaltbar ist, sei auch ratsam. Daher mahnte auch Gerhard Schick, Mitglied des Deutschen Bundestags und finanzpolitischer Sprecher für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, in der Beratungsbranche müsse mehr über Ethik, gesellschaftliche Rückwirkungen und Reputationsrisiken gesprochen werden. Allerdings sei Legitimität kein statischer Begriff, sondern entwickele sich in der Gesellschaft weiter und fort und sei vom Diskurs geprägt. Das Recht lebe vom Spannungsfeld zwischen legal und legitim, so Hohmann-Dennhardt. Umso wichtiger sei es, dass in diesen Zeiten des schnellen Wandels auch die Beraterbranche das Kurskorrektiv vornimmt, Orientierung gebe, Grenzen ziehe und damit ein Mehr an gesellschaftliche Verantwortung übernehme.
Anschließend bestand für die Gäste die Möglichkeit des gemeinsamen Austauschs beim Abendempfang in der Residenz. Eröffnet wurde dieser von Dr. Andreas Richter, Partner bei POELLATH. Rückblickend sei für POELLATH besonders der Mut der Gründer wichtig gewesen, zu vielen Opportunitäten nein gesagt, eine Kanzlei mit sehr klarem Profil geschaffen und dieses schließlich bewahrt zu haben. So konzentriere sich POELLATH auf spezifische und ausgewählte Rechtsgebiete, um das Qualitätsversprechen gegenüber den Mandanten zu halten. Mit einem Dank für die letzten 20 Jahre und einem optimistischen Blick in die Zukunft übergab Richter an Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts München, der in seiner Festrede getreu dem Motto „nett geschimpft ist genug gelobt“ auf wirtschaftspolitische Herausforderungen für Deutschland einging. Dabei setzte er sich vor allem mit den Themen Digitalisierung, Steuerpolitik und Europa auseinander.
Um einen Eindruck der Veranstaltung zu erhalten, finden Sie hier eine Bildergalerie mit Impressionen des Festakts.
Ausgewählte Beiträge sowie die Diskussionen und Impulsreferate als Videomitschnitte stehen hier zur Verfügung.
Nachfolgend stellen wir Transkripte ausgewählter Diskussionsrunden und Panels zur Verfügung.