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David Peroz - Die erste nationale Surfmeisterschaft Afghanistans

Afghanistan war einst weltweit bekannt für atemberaubende Gebirgsketten, ein reiches kulturelles Erbe und Gastfreundlichkeit. Seit 1979 wird Afghanistan von der Weltgemeinschaft jedoch vor allem mit den verschiedenen Kriegen in Verbindung gebracht, unter denen das Land seitdem leidet. Das stolze, reiche, lebensfrohe und wunderschöne Afghanistan wird heutzutage allzu oft unterschlagen. Für meinen engen Freund und ehemaligen Kommilitonen, Afridun Amu, der ebenso wie ich afghanische Wurzeln hat, und mich war dieser Zustand unerträglich. Gemeinsam wollten wir selbst für positive Nachrichten im Zusammenhang mit Afghanistan sorgen.

Afridun ist leidenschaftlicher Surfer und hatte die Idee, den afghanischen Dachverband für Surfen (Wellenreiten) zu gründen. So wurde 2012 die WRAA (Wave Riders Associaton of Afghanistan, http://wordpress.wraa.net/) ins Leben gerufen. Ich habe mich damals erfolgreich für die Anerkennung unseres Dachverbands durch die afghanische Regierung eingesetzt. Als wir 2014 auch von der International Surfing Association (ISA), dem Weltdachverband für Surfen, anerkannt wurden, entstand die offizielle Repräsentanz des Surfsports von Afghanistan.

Im Mai 2015 fand dann die erste offizielle afghanische Surfmeisterschaft mit immerhin zwölf TeilnehmerInnen in Ericeira, Portugal statt, wo auch einige andere Nationen ohne Meerzugang ihre Meisterschaften austragen. Dass wir unsere Vision trotz aller bürokratischen Hürden und Zweifel erfolgreich umsetzen konnten, macht mich mindestens so stolz, wie mein persönlich erfolgreiches Abschneiden als zweiter Platz der Männer und somit als erster Vizemeister Afghanistans im Surfen.

Es ist großartig für mich zu sehen, welche Schritte WRAA seitdem gemacht hat. Mein Freund Afridun hat Afghanistan mittlerweile bei der offiziellen Surfweltmeisterschaft vertreten und trainiert aktuell für die Teilnahme an den Olympischen Spielen, bei denen Surfen erstmals Teil des olympischen Wettkampfs sein wird. Spätestens durch seine Surfexpedition im Jahr 2018 nach Afghanistan, bei der er im Panshertal Flusswellen gesurft ist, hat Afridun Surfen auch in Afghanistan berühmt gemacht. Nun engagiert sich WRAA dafür, ein Surfprogramm in Afghanistan selbst aufzubauen.

Mein persönliches Fazit aus dieser Erfahrung ist vergleichbar mit der Moral des Kultfilms „Cool Runnings“: Auch vermeintlich Unpassendes kann erfolgreich sein. Afghanistan und die afghanische Bevölkerung sind so vielfältig, wie das Leben selbst. Man sollte sich nicht von Vorurteilen leiten lassen, sondern offen sein für die vielen Überraschungen, die die Welt bereithält.

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